My Planet

Ich liebe diesen Planeten! Wem ist eigentlich überhaupt so richtig bewusst, wo wir hier sind? Es mag schon sein, daß es viel Leid gibt. Viele Verwirrungen und Täuschungen, die einen schnell vergessen lassen, worum es eigentlich geht. Keine Frage - es ist nicht gerade die Herausforderung für Anfänger des Lebens. Aber genau deswegen mag ich die Erde: sie bietet mehr als sich viele Menschen vorstellen können.

Gerade höre ich "Under the cherry moon" von Prince. Erinnerungen von vor 10 Jahren kommen hoch. Gefühle, wie es damals war. Ein Gefühl von Melancholie. Gleichzeitig ein wenig schmerzvoll und doch wunderschön. Ich sitze in einem Zimmer mit Sony-Fernseher, Panasonic-Videorekorder und einer Menge Papier auf dem Boden. Auf einigen dieser Papiere steht, daß ich Geld bezahlen muß, weil ich mein Auto an einen Ort gestellt habe, von dem Leute der Auffassung sind, daß dort keine Autos stehen sollten. Andere sind dazu da, daß ich meine Einkünfte und Ausgaben in irgendein Kategoriensystem presse - damit irgendwelche Menschen entscheiden können, wieviel ich dem so genannten "Staat" an Steuern schulde.

Ob diese Menschen wissen, wie es ist morgens um 7 Uhr - nachdem man eigentlich schon wieder völlig nüchtern ist - nochmal 2 Pillen nachzulegen? Sein Bewusstsein in einen völlig andersartigen Zustand zu versetzen? Ein Zustand von Glück und Liebe, der aufgrund der doch etwas hohen Dosierung aber auch mit Zähneklappern und Aufregung verbunden ist - hart an der Grenze... dieser ganze Planet - Milliarden von Menschen, Pflanzen, Tiere... Chemielabors und Regenwälder. Wüsten und Fabriken. Alles nur dazu da, damit wir die verschiedenartigsten Zustände erleben können.

Einige sind sehr verbreitet. Die Aufgabe einer Symbiose. Der Schmerz und die Angst davor, es nicht überleben zu können. Nach einer Beziehung mit einem anderen Menschen, den man vielleicht mit einem Elternteil verwechselt. Davor kommt natürlich eine Zeit der Verliebtheit. Endlich hat man den Menschen gefunden, bei dem alles passt. Viele kleine Hinweise, daß das Schicksal seine Finger im Spiel hat, und es gar keine andere Möglichkeit gibt, als diesem Menschen näher zu kommen. Die erste Umarmung - Schauer die durch den ganzen Körper fließen. Ein wundervolles Gefühl der Geborgenheit. Wie bei Mama.

Aber das kennen wir ja alle. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Letztlich erfährt man so etwas sowieso, egal ob man will, oder nicht. Scheinbar will man, sonst wäre man sicher nicht hier - nur ob dieser Wille eben bewusst ist, oder nicht - das ist die große Frage.

Wem dieser Wille bewusst wird, der scheint sich in eine neue Welt zu begeben. Auf einmal ist nichts mehr, wie es war. Damals diese Machtlosigkeit. Dieses "ausgesetzt sein". Dieses "ich hab's mir doch nicht ausgesucht". All das wird ersetzt durch "ich erschaffe diese Welt". Jeden Augenblick neu. Wir können uns aussuchen, wohin wir gehen. Und wo wir ankommen bestimmt, welche Erfahrungen zur Verfügung stehen. Aus diesen Erfahrungen können wir dann auch noch aussuchen, welche wir wahrnehmen. Je nach Übung auch mehrere gleichzeitig, oder sogar alle auf einmal.

Manchmal scheint es so, als wollten wir den Himmel auf Erden neu erschaffen. Man könnte dies als gescheiterten Versuch betrachten - aber in Wirklichkeit entsteht dabei etwas Neues. Eine neue Variante von Realität. Wer diese Variante mit offenen Augen betrachtet, kann die Ähnlichkeit erkennen. Diese Ähnlichkeit mit sich selbst. Verschiedene Ausprägungen, verschiedene Dimensionen der immer gleichen Wahrheit. Wie die fraktalen Farbgebilde, die uns aus einer weißen Wand anlachen, wenn wir mal wieder mit mehr als 3 Gramm Stropheria Cubensis in der Nase ;-) über diesen Planeten staunen.

Manchmal wundert es mich doch unheimlich, daß es immer wieder so gewaltig zugeht. Bisher kann ich noch nicht ganz verstehen, wozu es gut sein soll, den Zustand von physischer Vernichtung immer wieder in verschiedenen Variationen zu erleben... nein... auch wenn ich 5 Minuten ratlos über der Tastatur dieses Sony VAIO PCG-F160 rätsele, fällt mir nicht ein, wozu es gut sein soll. Vielleicht geht es um die Vollständigkeit der Erfahrung. Ganzheit in einem ganz neuen Licht, sozusagen. Was erfahren werden kann, soll auch erfahren werden? Meinetwegen... aber bei dem Spiel würde ich gerne eine Runde aussetzen, und mich währenddessen lieber mal wieder ein wenig dem Schlaf aussetzen. Ist auch schon spät... 00:31. Gute Nacht.


© 2000-2011, Jashan Chittesh (fka Holger Wagner) (http://www.ramtiga.com)
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Last modified: Sunday September 24 2000
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